English: surrounding area / Español: área circundante / Português: área circundante / Français: périphérie / Italiano: area circostante
Der Begriff Umland bezeichnet die räumliche Umgebung einer Stadt oder eines Ballungsraums, die wirtschaftlich, verkehrstechnisch oder sozial mit diesem verbunden ist. In Bremen umfasst das Umland vor allem Gemeinden und Landkreise in Niedersachsen, die durch Pendlerströme, Infrastrukturprojekte und gemeinsame Planungsverbünde eng mit der Hansestadt verknüpft sind. Die Abgrenzung des Umlands ist dabei nicht starr, sondern hängt von politischen, administrativen und funktionalen Kriterien ab.
Allgemeine Beschreibung
Das Umland einer Stadt wie Bremen zeichnet sich durch eine enge Verflechtung mit dem urbanen Kern aus, ohne selbst Teil der Stadt zu sein. Diese Verflechtung äußert sich in verschiedenen Bereichen: Wirtschaftlich profitieren umliegende Gemeinden oft von Ansiedlungen von Unternehmen, die zwar im Stadtgebiet ihren Hauptsitz haben, aber Produktionsstätten oder Logistikzentren im Umland unterhalten. Verkehrstechnisch ist das Umland durch Pendlerbewegungen geprägt, wobei täglich tausende Menschen aus dem Umland in die Stadt zur Arbeit fahren und umgekehrt.
Administrativ wird das Umland Bremens vor allem durch die Metropolregion Nordwest definiert, einem Zusammenschluss von Kommunen aus Bremen und Niedersachsen, die gemeinsam regionale Entwicklungsstrategien verfolgen. Dazu zählen unter anderem die Landkreise Osterholz, Verden, Diepholz, Oldenburg und Teile des Landkreises Cuxhaven. Diese Kooperationen dienen der Abstimmung in Bereichen wie Verkehrsplanung, Wirtschaftsförderung oder Umweltpolitik. Ein zentrales Merkmal des Umlands ist zudem die Suburbanisierung, also die Abwanderung von Einwohnern und Unternehmen aus der Stadt in das Umland, oft motiviert durch günstigere Grundstücke oder eine als höher empfundene Lebensqualität.
Sozial und kulturell ist das Umland ebenfalls mit Bremen verbunden: Viele Einwohner des Umlands nutzen kulturelle Einrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten oder Bildungsangebote der Stadt. Gleichzeitig behalten die Gemeinden im Umland oft ihren eigenen Charakter, der sich in lokalen Traditionen, Vereinsstrukturen oder einer ländlich geprägten Identität äußert. Diese Dualität zwischen Abhängigkeit und Eigenständigkeit prägt die Dynamik des Umlands.
Ein weiterer Aspekt ist die räumliche Planung, die im Umland oft durch Konflikte zwischen Flächennutzungsansprüchen gekennzeichnet ist. Während die Stadt Bremen als Oberzentrum wirtschaftliche und infrastrukturelle Impulse setzt, steht das Umland vor Herausforderungen wie dem Erhalt von Freiflächen, der Ansiedlung von Gewerbegebieten oder der Sicherstellung einer ausreichenden Verkehrsanbindung. Diese Spannungsfelder erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den umliegenden Kommunen, um nachhaltige Lösungen zu finden.
Geografische und administrative Abgrenzung
Die geografische Abgrenzung des Bremer Umlands orientiert sich an funktionalen und politischen Kriterien. Im engeren Sinne umfasst das Umland die direkt an Bremen grenzenden Gemeinden wie Stuhr, Weyhe, Achim oder Otterndersiel (Landkreis Cuxhaven). Diese Gemeinden sind durch kurze Pendelwege und eine hohe wirtschaftliche Verflechtung mit Bremen gekennzeichnet. Im weiteren Sinne werden auch weiter entfernte Landkreise wie Oldenburg oder Verden zum Umland gezählt, insbesondere wenn sie durch Verkehrsachsen wie die Autobahn A1 oder die Bahnstrecke Bremen–Oldenburg an die Stadt angebunden sind.
Administrativ ist das Umland in verschiedene Planungsregionen unterteilt. Die Metropolregion Nordwest, die 2005 gegründet wurde, umfasst neben Bremen 13 Landkreise und kreisfreie Städte in Niedersachsen und Bremen. Ziel dieses Verbundes ist es, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Region zu stärken und gemeinsame Strategien in Bereichen wie Verkehr, Bildung oder Klimaschutz zu entwickeln. Ein weiteres wichtiges Gremium ist der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN), der den öffentlichen Nahverkehr in der Region koordiniert und damit die Mobilität zwischen Stadt und Umland sichert.
Die administrative Zusammenarbeit wird zudem durch Regionalpläne geregelt, die von den jeweiligen Landkreisen in Abstimmung mit der Stadt Bremen erstellt werden. Diese Pläne legen fest, wie Flächen für Wohnen, Gewerbe oder Naturschutz genutzt werden dürfen und sollen eine unkontrollierte Zersiedelung des Umlands verhindern. Dennoch kommt es immer wieder zu Konflikten, etwa wenn Gemeinden im Umland eigene Gewerbegebiete ausweisen, die mit den Planungen der Stadt Bremen konkurrieren.
Wirtschaftliche und verkehrstechnische Verflechtungen
Die wirtschaftliche Verflechtung zwischen Bremen und seinem Umland ist ein zentraler Faktor für die Entwicklung der Region. Viele Unternehmen, insbesondere aus den Bereichen Logistik, Industrie und Handel, haben ihren Hauptsitz in Bremen, unterhalten aber Produktionsstätten oder Lager im Umland. Ein bekanntes Beispiel ist der Bremer Hafen, dessen Logistikketten tief in das Umland hineinreichen. Gemeinden wie Bremerhaven (das zwar nicht direkt zum Umland zählt, aber wirtschaftlich eng verbunden ist) oder Delmenhorst profitieren von der Nähe zu den Bremer Häfen und den damit verbundenen Arbeitsplätzen.
Verkehrstechnisch ist das Umland durch ein dichtes Netz an Straßen und Schienen an Bremen angebunden. Die Autobahn A1 verbindet Bremen mit Oldenburg und weiter mit dem Ruhrgebiet, während die A28 in Richtung Leer und Ostfriesland führt. Diese Verkehrsachsen sind entscheidend für die Pendlerströme: Laut Statistiken pendeln täglich rund 120.000 Menschen aus dem Umland nach Bremen zur Arbeit, während etwa 50.000 Bremer in das Umland pendeln (Quelle: Statistisches Landesamt Bremen, 2022). Der öffentliche Nahverkehr wird durch den VBN koordiniert, der Bus- und Bahnlinien zwischen Stadt und Umland betreibt. Dennoch gibt es immer wieder Kritik an der Taktung und der Erschließung ländlicherer Gebiete.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Ansiedlung von Gewerbegebieten im Umland. Viele Gemeinden werben mit günstigen Grundstücken und guter Anbindung an Bremen, um Unternehmen anzulocken. Dies führt jedoch auch zu Konkurrenz zwischen den Kommunen, etwa wenn es um die Ansiedlung großer Logistikzentren oder Einkaufsparks geht. Ein Beispiel ist das Gewerbegebiet "Hansenet" in Stuhr, das durch seine Nähe zur A1 und zum Bremer Flughafen attraktiv für Unternehmen ist. Solche Entwicklungen bringen zwar wirtschaftliche Vorteile, bergen aber auch Risiken wie erhöhten Verkehr oder Flächenverbrauch.
Anwendungsbereiche
- Raumplanung und Stadtentwicklung: Das Umland ist ein zentraler Faktor in regionalen Entwicklungsplänen, die eine nachhaltige Siedlungs- und Verkehrsstruktur anstreben. Hier geht es um die Abstimmung zwischen Wohnraumbedarf, Gewerbeansiedlung und Naturschutz.
- Verkehrsplanung: Die Koordination von Pendlerströmen und die Auslastung von Verkehrswegen zwischen Stadt und Umland erfordern gemeinsame Konzepte, etwa den Ausbau von Schienen oder Radwegen.
- Wirtschaftsförderung: Gemeinden im Umland nutzen ihre Nähe zu Bremen, um Unternehmen anzulocken, etwa durch Gewerbegebiete oder Förderprogramme für Ansiedlungen.
- Umwelt- und Klimaschutz: Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Umland ist entscheidend für den Schutz von Naturräumen, etwa durch gemeinsame Konzepte zur Renaturierung von Flüssen oder zur Reduzierung von CO₂-Emissionen.
- Bildung und Soziales: Viele Einwohner des Umlands nutzen Bildungsangebote in Bremen, etwa Hochschulen oder Berufsschulen. Gleichzeitig gibt es Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen in Stadt und Umland.
Bekannte Beispiele
- Metropolregion Nordwest: Ein Zusammenschluss von Bremen und 13 Landkreisen in Niedersachsen, der die regionale Entwicklung koordiniert. Die Metropolregion ist eine von elf europäischen Metropolregionen in Deutschland und hat das Ziel, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Region zu stärken.
- Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN): Der VBN organisiert den öffentlichen Nahverkehr in der Region und sorgt für eine Vernetzung von Bus und Bahn zwischen Bremen und dem Umland. Er ist eines der größten Verkehrsverbünde in Norddeutschland.
- Gewerbegebiet "Hansenet" in Stuhr: Ein großes Gewerbegebiet im direkten Umland Bremens, das durch seine Lage an der A1 und dem Bremer Flughafen attraktiv für Logistik- und Industrieunternehmen ist.
- Pendlerströme zwischen Bremen und Achim: Die Stadt Achim im Landkreis Verden ist eine der wichtigsten Pendlergemeinden: Rund 40 % der Erwerbstätigen in Achim arbeiten in Bremen (Quelle: Regionaldatenbank Deutschland, 2021).
- Bremer Speckgürtel: Umgangssprachliche Bezeichnung für die wohlhabenden Gemeinden im Umland Bremens, etwa Syke oder Otterndersiel, die durch Zuzug von Bremer Familien geprägt sind.
Risiken und Herausforderungen
- Zersiedelung und Flächenverbrauch: Die Ausweisung neuer Bau- und Gewerbegebiete im Umland führt zu einer zunehmenden Versiegelung von Flächen und einem Verlust von Natur- und Agrarflächen. Dies steht im Konflikt mit Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes.
- Verkehrsbelastung: Die hohen Pendlerzahlen führen zu Staus auf den Hauptverkehrsachsen, etwa auf der A1 oder der B6. Trotz Ausbaumaßnahmen bleibt die Verkehrsinfrastruktur eine Herausforderung.
- Soziale Ungleichheit: Während einige Gemeinden im Umland von der Nähe zu Bremen profitieren, kämpfen andere mit Abwanderung oder fehlenden Arbeitsplätzen. Dies kann zu regionalen Disparitäten führen.
- Konkurrenz zwischen Kommunen: Gemeinden im Umland stehen oft in Wettbewerb zueinander, etwa bei der Ansiedlung von Unternehmen oder der Ausweisung von Baugebieten. Dies kann zu uneinheitlichen Planungen führen.
- Klimawandel und Hochwasserschutz: Besonders im nordwestlichen Umland Bremens (etwa im Landkreis Cuxhaven) sind Gemeinden durch den Anstieg des Meeresspiegels und häufigere Sturmfluten gefährdet. Gemeinsame Konzepte zum Küstenschutz sind notwendig.
- Wohnraumknappheit in Bremen: Die Suburbanisierung führt dazu, dass viele Menschen ins Umland ziehen, was den Wohnungsmarkt in Bremen entlastet, aber gleichzeitig die Infrastruktur im Umland belastet.
Ähnliche Begriffe
- Speckgürtel: Umgangssprachliche Bezeichnung für das wohlhabende Umland einer Großstadt, das oft durch Zuzug von Familien aus der Stadt geprägt ist. In Bremen bezieht sich der Begriff auf Gemeinden wie Syke oder Stuhr.
- Metropolregion: Ein Zusammenschluss von Städten und Landkreisen, die wirtschaftlich und infrastrukturell eng verbunden sind. Die Metropolregion Nordwest umfasst Bremen und Teile Niedersachsens.
- Suburbanisierung: Der Prozess der Abwanderung von Einwohnern und Unternehmen aus der Stadt in das Umland, oft motiviert durch günstigere Grundstücke oder eine höhere Lebensqualität.
- Pendlerverflechtung: Beschreibt die regelmäßigen Fahrten von Erwerbstätigen zwischen Wohnort (häufig im Umland) und Arbeitsort (häufig in der Stadt). Bremen verzeichnet eine der höchsten Pendlerraten in Deutschland.
- Regionalplanung: Übergeordnete Planungsebene, die die Entwicklung von Städten und ihrem Umland koordiniert, etwa durch Festlegung von Siedlungs- oder Gewerbegebieten.
Zusammenfassung
Das Umland Bremens ist ein dynamischer Raum, der durch enge wirtschaftliche, verkehrstechnische und soziale Verflechtungen mit der Stadt geprägt ist. Es umfasst Gemeinden und Landkreise in Niedersachsen, die zwar administrativ eigenständig sind, aber funktional stark von Bremen abhängen. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Umland wird durch Institutionen wie die Metropolregion Nordwest oder den VBN koordiniert, steht jedoch vor Herausforderungen wie Zersiedelung, Verkehrsbelastung oder sozialer Ungleichheit. Gleichzeitig bietet das Umland Chancen für wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität, etwa durch günstige Wohn- und Gewerbeflächen.
Die Zukunft des Bremer Umlands hängt davon ab, wie es gelingt, die Balance zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit zu finden. Eine enge Abstimmung zwischen Stadt und Umland ist dabei unerlässlich, um gemeinsame Lösungen für Verkehr, Wohnraum oder Klimaschutz zu entwickeln. Nur so kann die Region ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern und gleichzeitig die Lebensqualität für ihre Einwohner erhalten.
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